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09.03.2021

Innovativer Beteiligungsprozess zur Zukunft des Stadtwaldes gestartet

Die Trockenheit der letzten Jahre sowie unterschiedliche Nutzungsansprüche werfen in Biesenthal wie in anderen Teilen Brandenburgs die Frage auf, wie der Wald zukünftig genutzt, geschützt und gestaltet werden soll. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sowie relevante Interessensgruppen sollen in einem nun eröffneten, besonderen Verfahren verschiedene Handlungsmöglichkeiten mit Blick auf den Biesenthaler Stadtwald erarbeiten – als tragfähige Entscheidungsgrundlage für die Stadtverordnetenversammlung.

Foto: lb

Die Biesenthaler Stadtverordneten eröffneten den Beteiligungsprozess bei ihrer Versammlung am 4. März. Im Zentrum des Projekts steht der Bürger*innenrat, dem etwa 16 repräsentativ auszuwählende Biesenthalerinnen und Biesenthaler angehören werden. Von Mai dieses Jahres bis Februar 2022 wird der Bürger*innenrat dreimal zusammenkommen – jeweils wissenschaftlich informiert durch die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Zunächst klärt der Bürger*innenrat die zentralen Herausforderungen und Zielvorstellungen zum Stadtwald. Darauf aufbauend werden, unterstützt durch wissenschaftliche Analysen, zukünftige Handlungsalternativen entwickelt und ihre möglichen Auswirkungen erörtert. Anschließend werden diese Optionen überarbeitet und verfeinert. Flankiert wird der Bürger*innenrat von einer damit eng verknüpften Beratung zwischen verschiedenen Interessensgruppen und Sachverständigen der Stadt. Die Biesenthaler Stadtverordnetenversammlung entscheidet dann im März 2022 auf der Basis der schrittweise erarbeiteten Handlungsoptionen über die Zukunft des Stadtwaldes.

„Biesenthal identifiziert sich stark mit seiner Waldnatur. Das Verfahren bietet allen die Möglichkeit, in die politische Entscheidungsfindung eingebunden zu werden. Voneinander zu lernen über die verschiedenen Sichtweisen ist essentiell für eine zukunftsfähige Nutzung unseres Stadtwaldes“, so der Bürgermeister Carsten Bruch (CDU). Ab Ende März können sich Interessierte für den Beteiligungsprozess melden, ein Aufruf hierzu erfolgt im Biesenthaler Amtsblatt.

Besonders an diesem Verfahren ist – neben dem Einbezug von Fachwissen –, dass sich die Akteure anhand der vielgestaltigen Auswirkungen von konkreten Handlungsalternativen beratschlagen. Dies beugt allzu pauschalen Meinungen vor und ermöglicht wechselseitiges Lernen. Unterschiedliche Blickwinkel, aber auch die grundlegenden Wertvorstellungen aller Akteure sollen einbezogen werden bei der Klärung der oft überraschenden Vor- und Nachteile unterschiedlicher Optionen. „Ziel ist nicht, dass die beteiligten Akteure sich auf eine Option kompromisshaft einigen. Jedoch kann ein solcher Lernprozess erfahrungsgemäß dazu führen, dass die Akteure gemeinwohlorientiert und konstruktiv an neuen Ideen für den Stadtwald arbeiten, die sehr viele Interessen und Randbedingungen unter einen Hut bekommen können“, erläutert Projektleiter Dr. Martin Kowarsch vom MCC Berlin.

Nach Abschluss des Verfahrens in Biesenthal soll der innovative Prozess auch in anderen Brandenburger Kommunen Anwendung finden. Das Projekt wird finanziell gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Fachgerecht durchgeführt wird der Prozess durch einen Projektverbund, bestehend aus den zwei renommierten Forschungseinrichtungen Mercator Research Institute von Global Commons and Climate Change in Berlin (MCC; Projektleitung und Verfahrensgestaltung) und Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE; multidisziplinäres Fachwissen zu Waldmanagement) sowie aus Ehrenamtlichen vom Verein in Gründung „Civilog“ (Mitarbeit bei der Durchführung) – in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Biesenthal.

Weitere Informationen zum Projekt: www.civilog.de/waldbrandenburg. Sie haben noch Fragen? Gerne! Der Projektverbund ist jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 16 und 18 Uhr telefonisch unter 030 / 338 5537-370 erreichbar, oder per E-Mail an L.Colell@mcc-berlin.de.

Der Beteiligungsprozess wird begleitet von einem Steuerungskreis, dem neben Projektverbund und Amtsverwaltung auch Bürgermeister Carsten Bruch und – als Vertreter der Fraktionen der SVV – Lena Bonsiepen, Uwe Bruchmann, Detlef Klix, Andreas Krone, Jörg Volkmann und Hartmut Zerbe angehören.